Die Burg Nerátzia in der Stadt Kos
Ein Rundgang durch die Ritterfestung am Hafen, auch Kástro Nerátzia genannt, macht nicht nur Burgenfans Spaß, sondern auch Naturliebhabern: Im Innern ist sie fast völlig von Grün überwuchert, blühen im Frühjahr Klatschmohn und Asfodelien, den ganzen Sommer über Bougainvilleen und Geranien, im Herbst dann Meerzwiebeln. Man betritt sie vom Platz mit der Hippokrates-Platane aus über eine Brücke. Die überspannte einst einen Wassergraben, der die Burg zur Insel machte. Heute führt sie über eine von den Italienern angelegte Palmenallee.
Wahrscheinlich stand an Stelle der Burg schon in der Antike eine Festung. Mit Sicherheit ist ein erster Bau für die byzantinische Zeit (ca. 500-1309) nachzuweisen. Gleich nach ihrer Ankunft im 14. Jh. erbauten die Johanniter dann die Festung aus. Als die Bedrohung durch das Osmanische Reich wuchs, verstärkten sie sie gegen Ende des 15. Jhs. mit einem äußeren Mauerring. 1514 war er fertig, doch schon 1523 mussten die Ritter sie den Türken überlassen. Die nutzten die Festung noch bis 1908 als Kaserne, Munitions- und Proviantlager. 1968 drehte der berühmte Werner Herzog in der Festung (und anderswo auf der Insel) seinen ersten großen Film: Lebenszeichen. Auf DVD ist er noch erhältlich.
Das Schöne an der Burg neben dem Ausblick von ihren Zinnen auf Hafen und Meer: Überall liegen antike Säulen und Kapitelle herum, stehen mit steinernen Girlanden und Stierköpfen verzierte Altäre aus römischer und hellenistischer Zeit herum. An manchen Stellen sind die in Stein gemeißelten Wappen von Johanniterrittern erhalten, teilweise sind antike Architekturteile in den Burgmauern verarbeitet. An einigen Stellen finden Sie an den Mauern auch Ziffern in arabischer Schreibweise: Damit hatten die Osmanen ihre Kanonenstellungen durchnummeriert.